DiePresse und die Krone haben am Montag einen Artikel über den Bildungsstandard von Flüchtenden veröffentlicht der offensichtlich den gleichen Ursprung hatte.
Interessant dabei sind neben den Unrichtigkeiten die Unterschiedlichen Headlines.
DiePresse titelt:
Wie gebildet Flüchtlinge sind
In der Krone heisst es:
Migranten sind weniger gebildet als behauptet
Finde den Fehler!
Zu den in den Meldungen behaupteten Bildungsmängeln hat sich daraufhin Johannes Kopf, Leiter des AMS, in seinem Blog zu Wort gemeldet und richtig gestellt:
Bildung, die wir uns nicht eingebildet haben.
Beinah zum Dreijahrestag der ersten Pressekonferenz zum Ausbildungsniveau geflüchteter Menschen gab es wieder einmal unnötige Aufregung zu diesem Thema.
Er zeigt dabei auf, dass die Validität der AMS Ergebnisse mittlerweile mehrfach durch wissenschaftliche Studien bestätigt wurde. Er bezieht sich dabei auch auf Judith Kohlenberger vom Institut für Sozialpolitik der WU Wien.
Ein Twitter-Thread von Judith Kohlenberger bringt Aufklärung.
Hier der Wortlaut:
Aus mehreren Gründe sind d. Bildungslevels von Geflüchteten in der zitierten AMS-„Sonderauswertung“ untererfasst. Liegt z.B. noch keine formale Anerkennung von reglementierten Berufen (z.B. Arzt) vor, wird die nächsthöchste Ausbildung (in dem Fall: Matura) eingetragen.
Eben weil dem AMS die Untererfassung bekannt war, wurden die Kompetenzchecks ins Leben gerufen, um Qualifikationen treffsicherer einordnen zu können. Ein Zwischenergebnis wurde 2016 präsentiert. Mittlerweile ist die Fallzahl 5-stellig (!), am Ergebnis hat sich wenig geändert:
Seit Beginn der Erhebung 2015 wird eine annähernd gleiche Bildungsverteilung für jede der 4 erhobenen Nationalitäten Syrien, Irak, Iran und Afghanistan gezeigt. Nach +4 Jahren Erhebungszeitraum können große Verzerrungen also ausgeschlossen werden.
Auch weitere Studien, z.b. die IAB-BAMF-SOEP-Studie aus DE, die Wertestudie des BMEIA (Jänner 2017), die ÖAW/WU/IIASA-Studie & Qualifikationsscreenings unter Asylwerbenden in OÖ & Sbg (tw. Kompletterhebungen!) kommen zu 1 sehr ähnlichem Ergebnis bei der Bildung von Geflüchteten:
Über alle Datenquellen, Studien und Erhebungsmethoden hinweg zeigt sich 1 sehr konsistentes Bild: Etwa 20-25% der Syrer haben 1 post-sekundären Abschluss, während 1 Viertel der Afghanen gar keine Ausbildung abgeschlossen hat.
Während jede Studie und jede Stichprobe immer nur eine Momentaufnahme bieten kann, bestätigen sich diese unterschiedlichen Datenquellen also gegenseitig (außer man will halt unbedingt 1 große, transnationale Verschwörung der linksliberalen Sozialwissenschaften dahinter vermuten).
Und dieses Ergebnis ist auch nicht überraschend, denn: Flüchten kostet viel Geld, und nur Menschen aus der (gehobenen) Mittelschicht mit guten Ausbildungsniveau konnten sich Schlepper leisten. Auch deshalb braucht es legale Fluchtwege & Resettlement.
„Akademikerquote“ ist übrigens 1 falsche Vereinfachung für Personen mit „post-sekundärer Bildung“: Laut d. International Standard Classification of Education der UNESCO schließt das Stufe 4-6 ein. In Ö konkret: BHS ab dem 4. Jahr, Gesundheitspfl.schulen, Kollegs, FHs, Unis.
Heute veröffentlicht DiePresse einen weiteren Artikel über die Beschäftigungssituation über Flüchtlinge im Arbeitsmarkt. Mit einem positiven Resumee.
Viele Flüchtlinge finden schnell einen Job. Dies zeigt eine Auswertung des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger.
Konkret gab es im November 2018 (neuere Daten liegen noch nicht vor) 7845 Menschen aus Syrien, die einer unselbstständigen Beschäftigung nachgingen. Vor genau drei Jahren – im November 2015 – lag der Vergleichswert bei 1109 Personen. Das bedeutet, dass seitdem über 6700 Syrer einen Job gefunden haben.
Auch viele Menschen aus Afghanistan haben bereits einen Job, obwohl diese oft nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen. Es gibt in Österreich mittlerweile mehr Menschen aus Afghanistan, die einer Beschäftigung nachgehen, als aus Syrien. Im November 2018 waren 9512 Afghanen in einer Beschäftigung. Zum Vergleich: Vor drei Jahren hatten 3664 Afghanen einen Job. Auch bei Flüchtlingen aus Russland, dem Irak und Iran ist die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse deutlich gestiegen.
Abschliessend wird festgehalten:
Wie „Die Presse“ am Montag berichtete, hat ein hoher Anteil der Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten, die zuletzt ohne Job waren, nur eine Ausbildung auf Pflichtschulniveau. Der Pflichtschulanteil bei 27.990 Arbeitslosen aus Syrien, Afghanistan, Russland, dem Irak und Iran lag bei 67,8 Prozent. Das AMS legt Wert auf die Feststellung, dass die Daten aufgrund von Unschärfen „möglicherweise derzeit noch ein etwas verzerrtes Bild“ liefern. Unter anderem seien noch Nostrifizierungen für reglementierte Berufe am Laufen. Bis zur Anerkennung eines ausländischen Abschlusses werde ein niedrigeres Bildungsniveau angenommen. Zur genauen Bestimmung führt das AMS weiters Kompetenzchecks durch: Bei Personen aus Syrien (Grundgesamtheit 7133 Personen) hatten zuletzt 21 Prozent ein Studium abgeschlossen, 37 Prozent Matura, 25 Prozent Pflichtschule, 14 Prozent Grundschule und zwei Prozent keine abgeschlossene Schulausbildung.
Trotzdem wird wahrscheinlich hier wieder ein Geschrei anheben und von „Fake-News“ gefaselt.