Das Edelweiß stehe für „Mut, Tapferkeit und Liebe“, sagte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vor der Angelobung im neuen Parlament.

 

Bei der Kornblume hat das noch so geklungen:

„Die Kornblume, als blaue Blume der Romantik, von Dichtern besungen, von Malern porträtiert, vielfach als Dekor von Porzellan-Manufakturen verewigt, Sehnsucht und Liebe symbolisiert.“

 

Das alles hat natürlich nichts damit zu tun, dass die Kornblume als Symbol der illegalen Nazis in den 30er gegolten hat. Wie eben die rote Nelke das Symbol der Arbeiterbewegung war und ist.

 

Ganz offensichtlich hat man mit dem nun erfolgten „Blumenwechsel“ seitens der FPÖ eine Vorleistung zu den Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP erbracht.

Allerdings nicht ganz, ohne ein kleines bisserl die rechte Symbolik zu bedienen.

Und die vielen (und wahrscheinlich nicht nur) Burschenschafter unter den neuen FPÖ-Abgeordneten werden um die Bedeutung als Nazi-Symbol schon wissen.

So gab es zb den paramilitärischen Wehrturnverein „Edelweiß´“ (gegründet 1924) oder der Komponist Otto Rathke schrieb nach der Machtergreifung der Nazis 1933 zu Ehren des „Führers“ das Lied „Adolf Hitlers Lieblingsblume ist das schlichte Edelweiß“.

Oder:

Hitlers Lieblingsdivision der Wehrmacht war die „Edelweiß-Division“ (er bezeichnete sie als „seine Garde-Division“). Dieser Truppenverband, der das Edelweiß als Abzeichen führte, war an Kriegsverbrechen beteiligte, so verübte die Division im September 1943 ein blutiges Massaker auf der griechischen Insel Kefalonia. In nur zwei Tagen wurden 5.200 italienische Soldaten niedergemetzelt, die sich zuvor der Edelweiß-Division ergeben hatten.

 

Aber vielleicht wollte die FPÖ damit ja auch nur ihre Liebe zum Schilling demonstrieren und damit ihre EU-Skepsis und einen Öxit andeuten.

 

Was die FPÖ ganz sicher damit nicht wollte, ist ein nahezu unbekanntes Kapitel Widerstand gegen die Nazi-Diktatur wieder in die Öffentlichkeit zu rücken. Was somit hier nachgeholt wird.

Die Edelweiss-Piraten.

Als Edelweißpiraten wurden informelle Gruppen deutscher Jugendlicher mit unangepasstem, teilweise oppositionellem Verhalten im Deutschen Reich von 1939 bis 1945 bezeichnet. Nach Kriegsende dauerten in einigen Besatzungszonen die Aktivitäten der Gruppen bis etwa 1947 an.

 

Man kann sich ja vielleicht vorstellen, dass ich schon allein durch die Bezeichnung Piraten deutliche Sympathien für diese Gruppe Unangepasster hege.

 

Ein interessanter und informativer Artikel über die Edelweiß-Piraten findet sich im Spiegel.

Zitat:

Nicht, dass die aufmüpfigen Jugendlichen aus Köln von Beginn an offenen Widerstand gegen das NS-Regime leisteten, auch wenn sie – zumeist Arbeiterkinder mit Wurzeln in der Bündischen Jugend der Zwischenkriegszeit – den Nazis alles andere als wohlgesonnen waren. Jugendbanden wie die Edelweißpiraten kämpften zunächst um nicht mehr und nicht weniger als einen Raum, der frei sein sollte von der Ideologie der Nazis, deren harscher Disziplin und paramilitärischen Erziehung. 

 

„Ja, wo die Fahrtenmesser blitzen und die Hitlerjungen flitzen / und die Edelweißpiraten hintendrein / was kann das Leben uns denn schon geben, wir wollen frei von Hitler sein“, hieß es in einem Piratenlied.

 

Die Prügeleien mit der HJ wiederum führten zu verschärfter Verfolgung der Piraten durch den Staatsapparat – eine Spirale der Gewalt setzte sich in Bewegung. Frustriert, ohne Hoffnung und in dem wachsenden Gefühl, nichts mehr zu verlieren zu haben, radikalisierten sich viele Gruppen. Sie verbreiteten Protestflugblätter gegen das Regime („So braun wie Scheiße, so braun ist Köln. Wacht endlich auf!“), malten Anti-Nazi-Parolen auf Häuserwände und Züge („Nazi-Köpfe rollen nach dem Krieg“) oder ließen die Waggons gleich entgleisen. Ab 1943 nahm der Druck der Gestapo zu; mehr und mehr Edelweißpiraten wurden verhaftet, viele landeten im Jugend-KZ Moringen bei Göttingen.

 

Erst im Juni 2005 wurden die letzten noch lebenden wie auch die toten Edelweißpiraten in einer Feierstunde im Kölner Regierungspräsidium offiziell als Widerständler gegen Hitler gewürdigt.

 

So wie es aktuell aussieht, wird es wohl auch in Zukunft jene Menschen brauchen, die unangepasst, aufmüpfig und widerständig sind.

 

Die Piratenpartei gibt es defacto in Österreich leider nicht mehr.

Die Themen – digitale Bürgerrechte, Demokratie 2.0, modernes Urheberrecht, Überwachung – gibt es aber sehr wohl und werden auch immer wichtiger.

Zum Glück gibt es aber nach wie vor jede Menge Piraten. In NGOs wie epicenter.works z.B. und in unterschiedlichen Parteien.

 

Lasst uns alle EdelweißPiraten werden!

 

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