vor zwei jahren im november musste zielpunkt insolvenz anmelden.

auch heuer gab es – wenn auch weniger spektakuläre – firmenpleiten.

zb in oö die firmengruppe wozabal. mit 800 betroffenen arbeitnehmern.

 

ich kann mich ja irgendwie an viele erinnern dies erwischt hat.

grosse, wie den konsum zb und viele viele kleine.

und es ist davon auszugehen, dass es noch viele viele erwischen wird.

 

ich ghör ja nicht zu jenen, die mit verklärtem blick immer „früher war alles besser“ von sich geben.

im gegenteil.

 

aber …

 

wie ich so ein kleiner bub war, hats bei uns im haus den zingl, einen „gemischtwarenhändler“, bei dem man so von der schuhpaste bis zum kaffeehäferl alles gekriegt hat, gegeben.

daneben war ein fleischhacker. der hatte im hof seine werkstatt und das geräusch vom knochenschneiden werd ich mein leben lang nicht vergessen.

und wenn ich was einkaufen war, konnte man das anschreiben lassen und ich hab noch ein blattl extrawurscht dazugekriegt, weil ich so ein liaba bua war (ja – war ich. auch wenn das heut kaum noch jemand glaubt).

noch ein geschäft weiter war ein zuckerlgeschäft. die bensdorp-schokolade für einen schilling und ein stolwerck hat zehn groschen gekostet.

da bin ich auch manchmal eingefallen und hab meine irgendwie zusammengeschnorrte barschaft in süsse träume verwandelt.

und am eck war ein wirtshaus.

da war auch der sparverein.

da war am freitag immer einzahlung.

und natürlich hat ma da auch ein achterl trinken können.

also ich nicht – ich war ja ein kleiner bub.

ich hab an almdudler gekriegt.

(da muss jetzt eine kleine zwischenbemerkung her, weil es ist für mich irgendwie schon erstaunlich, dass es den almdudler noch immer gibt)

und die stemmer waren auch da.

die haben an dicken bauch gehabt und haben so allerlei gestemmt.

 

so schräg vis-a-vis, über der grossen strasse – weil für mich als kleiner bub war die klosterneuburger strasse eine ziemlich grosse strasse – war die navratil.

die hat wirklich so geheissen und war die greisslerin.

auch da durfte ich (und da war ich als sechsjähriger ziemlich stolz drauf) allein einkaufen gehen. brot, milch, zucker, mehl, was ma halt so braucht.

und auch da hat ma anschreiben können, wenns am monatsende ein bissl eng worden ist mit den hart verdienten schillingen.

 

warum ich euch das erzähl?

naja – der zingl war der erste, dens dann erwischt hat.

also nicht den zingl persönlich, der ist einfach in pension gegangen.

aber halt das gschäft.

da ist dann sowas wie ein supermarkt reingekommen.

einer der allerersten in wien.

billiger laden.

und der chef von dem supermarkt ist dann immer zu meiner mutter gekommen und hat sich einen besen ausgeborgt damit er zusammenkehren kann.

meine mutter war ja die hausmeisterin.

also besenbeautragte.

(wieder so eine zwischenbemerkung: hausmeisterInnen wie meine mutter wünscht sich auch der häupl wieder – die ist für die spö kassieren gegangen und hat im parteibüchl die marken gepickt)

in der zwischenzeit haben sowohl meine mutter, als auch der zusammenkehrer, der dann später ziemlich reich geworden ist, das zeitliche gesegnet.

der billa ist natürlich auch nimmer in dem kleinen geschäft in dem haus.

der ist dann später in ein viel grösseres lokal in der klosterneuburger strasse umgezogen.

nämlich in das ehemalige friedensbrücken-kino.

aber die gschicht mit den kinos ist eine andere.

die erzähl ich jetzt nicht auch noch.

 

ich glaub, ich brauch auch nicht erzählen, dass es sowohl den fleischhacker, als auch das zuckerlgeschäft nicht mehr gibt.

die navratil natürlich auch nicht.

und statt dem wirten ist jetzt eine filiale der raiffeisenbank am eck.

die raiffeisenbank gibt’s noch.

und macht sogar wieder gewinn. allerdings – oder vielleicht gerade deshalb – mit weniger mitarbeitern.

wobei wir arbeiterkinder ja immer zur zentralsparkassa gegangen sind um einen sparefroh zu ergattern.

die gibt’s auch nimmer.

 

und da wären wir endlich im jetzt und heute.

 

wie lang wird’s die raiffeisen noch geben?

oder den billa?

also in einer form, wie wir sie jetzt kennen.

 

früher, da war so ein „bankbeamter“ eine enorme respektsperson.

zu grössten teilen sind die bereits durch maschinen ersetzt worden.

aber nicht nur die kassierer – auch die trader.

und wie lang wird’s noch dauern, bis auch die kassiererIn beim billa geschichte ist?

 

allein 50.000 arbeitslose gibt’s im bereich handel.

und da werden noch welche dazu kommen.

meistens frauen.

 

und ich bin mir sicher, dass ganz viele von den betroffenen schon ganz wunderbare pläne für die zukunft hatten, was sie zb mit dem weihnachtsgeld nicht alles für die meist vorhandenen kinder kaufen werden.

oder wie damit das minus am konto wieder verkleinert wird und der stress a bissl nachlasst.

auch das ghört zum weihnachtsgeld und damit zum weihnachtsfrieden.

 

nix da.

mehr stress statt weniger!

 

das ist für mich eine der ganz besonderen grausligkeiten an diesen geschichten über firmenpleiten.

 

aber das sind halt so kleine persönliche empfindlichkeiten in dem grossen ganzen.

 

weil letztendlich ist das alles eine entwicklung, die ja nicht ganz überraschend kommt.

weder beim zielpunkt, noch bei der bank austria.

und bei denen, dies demnächst noch erwischen wird.

 

die reisebüros, die fotostudios, die plattengeschäfte (auch da hätt ich eine wunderbare geschichte zu erzählen – aber soviel zeit haben wir jetzt nicht), die buchhandlungen usw. usw. die hats alle schon erwischt.

die sportbranche ist die nächste, dies erwischen wird bzw. eh schon teilweise erwischt hat.

und viele andere werden da noch kommen.

 

man – und damit mein ich jetzt jene „menschen“ die aktuell die politik gestalten – müsste nur ein bissl die augen aufmachen, dann könnt ma ganz leicht sehen, dass da eine entwicklung im gang ist, die nimmer zum aufhalten ist.

und dann könnten sie sich überlegen, was zu tun ist, um so gschichten wie den zielpunkt, die unvermeidlich immer und immer wieder kommen werden, so zu gestalten, dass nicht die „kleinen leut“ drunter leiden und insgesamt ein bissl weniger stress haben.

tun sie aber nicht!

die machen einen kassasturz.

das ist, wie wenn ich auf einen herzinfarkt ein pflaster draufpick.

wie mein kind noch klein war, hat das was gnutzt.

wurscht was weh getan hat – ein pflaster drauf und alles war gut.

 

aber bei dem auf unsere gesellschaft zukommenden multiorganversagen wird a so a pflaster nix nutzen.

 

nein, ich erzähl euch jetzt nix von irgendwelchen grossartigen lösungen.

tuts lieber amal a bissl selber denken.

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