der ehemalige bundesgeschäftsführer der SPÖ und abgeordnete zum nationalrat Max Lercher (doskozil unterstützer) postet einen langen beitrag auf facebook, den der „neue rote“ und möchtegern spö-parteiobmann rudi fußi teilt, in dem er schreibt:

„Fakt ist: Die Wählerinnen und Wähler haben immer recht“

sowas kann ich natürlich nicht unwidersprochen so stehen lassen.

stimmt das also wirklich?
das kann ich gar nicht glauben.
das würde ja heissen, die mehrheit hat immer recht.
auch das kann ich gar nicht glauben.

und ich möchte jetzt gar nicht so weit gehen, dass ich jetzt irgendwelche mittelalterlichen beispiele wie galilei („und sie bewegt sich doch!“) anführen, der entgegen einer mehr als grossen mehrheitlichen ablehnung doch recht hatte.

„Eppur si muove!“

dieser satz mit den wähler*innen und dem immer recht haben, würde ja zb auch bedeuten, dass die mehrheit, die bei einer eventuellen volksabstimmung, für die todesstrafe eintritt, auch recht hat.
das kann – und das ist meine feste überzeugung – in einer modernen demokratie (und ich vermeide bewusst den ausdruck „liberale“ demokratie) jemand der politisch massgeblich tätig war bzw ist, nicht ernst meinen.

im übrigen könnt man auch argumentieren, dass ich auch als teil der minderheitenwähler*innen im sinne des o.a. leitsatzes ja auch recht hab, weil ich ja auch teil dieser wählerinnen und wähler bin.
jetzt frag ich mich ersthaft, welcher teil der wähler*innen recht hat?
jene 29 %, die kickl & co wählen, oder jene (mehrheit), die das nicht tun?
ein bissl mehr als die hälfte der us-wähler*innen die trump gewählt haben, oder die anderen, auch nicht grad wenig, die harris gewählt haben?

die festellung „Die Wählerinnen und Wähler haben immer recht“ ohne dazu zu sagen, in welcher frage und mit welcher begründung ist die aufgabe jeder art von vernunft und kognitiven fähigkeiten.

ausserdem muss man sich auch die frage stellen, wie diese „wählerinnen und wähler“ zu dieser ihrer entscheidung gekommen sind.
am ende gar durch lügen oder gar betrug (zb exzessive wahlkampfkostenüberschreitung) der dann gewählten?
es reicht ja auch schon, wenn das populistische vereinfachende antworten auf fragen sind, die gestellt werden müssen (klima, migration).

wie sehr ist die so gar nicht unabhängige medienlandschaft an dieser wahrheit der wählenden beteiligt.
sind seitens dieser „meinungsmacher“ vielleicht am ende gar intransparente persönliche oder wirtschaftliche interessen der jeweiligen eigentümer für die veröffentlichte meinung und damit beeinflussung der wählenden verantwortlich?

also nein – die wählerinnen und wähler haben NICHT immer recht.

und wenn da gefordert wird, dass über die gründe für derartige ergebnisse bei wahlen gesprochen wird, dann stimmt das und ist das notwendig.
aber es gibt keinen grund die wähler und wählerinnen aus ihrer verantwortung zu entlassen und sich, weil die ja „recht haben“ auf eine populistische und letztendlich falsche agenda einzulassen.

Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar

Ingeborg Bachmann, 1959

in ihrer berühmten rede sagt die schriftstellerin:

Es kann nicht die Aufgabe des Schriftstellers sein, den Schmerz zu leugnen, seine Spuren zu verwischen, über ihn hinwegzutäuschen. Er muss ihn, im Gegenteil, wahr­haben und noch einmal, damit wir sehen können, wahr­machen. Denn wir wollen alle sehend werden. Und jener geheime Schmerz macht uns erst für die Erfahrung empfindlich und insbe­sondere für die der Wahrheit.“

und was sie da über die aufgabe von schriftstellern sagt, gilt erst recht für politiker*innen und solche, die sich dafür halten.
es ist also notwendig und richtig die dinge klar und deutlich beim namen zu nennen und dementsprechend politisch zu handeln.
auch, wenn das widerstand hervorruft und unangenehme tatsachenfeststellungen erfordert.
dazu braucht es jene visionen für die man keinen arzt braucht, verbunden mit mut und weitsicht.
und das lässt sich mit dem statment, dass die wählenden immer recht haben in keiner weise vereinbaren.

in diesem sinne:
bleibt´s gsund und losst´s eich nix gfoin!
passt´s auf eich auf und wehrt´s eich!

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3 thoughts on “Die Wählerinnen und Wähler haben immer recht

  1. „eine falsche Agenda….“
    Aber Hauptsache Sie haben Recht, wenn schon nicht das gemeine Fußvolk.

  2. „Die Mehrheit der gewöhnlichen Bevölkerung versteht nicht, was wirklich geschieht. Und sie versteht noch nicht einmal, dass sie es nicht versteht!“ (Noam Chomsky)

    In diesem Sinn bitte mehr Ausgaben für bessere Bildungsmöglichkeiten!

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