Die prekäre Situation am Wiener Wohnungsmarkt ist evident.

In ihrer extemsten Ausformung sind jene Menschen betroffen, die gar keine Wohnung haben.

 

Doch nicht nur Menschen am unteren Ende der Armutsskala leiden unter dieser Entwicklung.

Sind doch die Mieten in Wien in den letzten fünf Jahren um 17 % gestiegen.

Aktuell kostet die Miete für eine Wohnung in Wien im Median 14 Euro pro Quadratmeter.

 

Eine Entspannung dieser Situation ist nicht in Sicht.

Im Gegenteil.

Wien gehört zu den am stärksten wachsenden Städten und steuert auf eine neuen Einwohnerrekord zu.

Dies ist auch für die Stadtregierung kein Geheimnis.

Auf der offiziellen Website der Stadt Wien ist zu lesen:

„Die Einwohnerzahl Wiens könnte im Jahr 2044 mit 2,110 Millionen Menschen den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 1910 (2,084 Mio.) übertreffen und gegenüber dem Ausgangsjahr 2014 um fast ein Fünftel (+19%) der Bevölkerung zugenommen haben.“

Menschen die dringend Wohnraum benötigen werden.

Laut EHL würden daher jährlich über 20.000 neue Wohnungen benötigt, gebaut werden aktuell unter 10.000 pro Jahr

 

Sandra Bauernfeind, Leiterin des Wohnbaubereichs bei EHL, meint dazu:

 

„Es wird zu wenig und zu teuer gebaut“ und:

„Von der Wohnbauförderung solle man sich nicht täuschen lassen: Diese Wohnungen sind eher für den Mittelstand geeignet und keine Sozialwohnungen“, so Bauernfeind. Es fehle an leistbaren Alternativen. „Für Familien, einkommensschwächere Ein- und Zweipersonenhaushalte und einen großen Teil der zuziehenden Personen ist das aktuelle Preisniveau mittlerweile eine Herausforderung geworden.“

 

Der „freie Markt“ wird dieses Problem weder in der Quantität, noch in der Leistbarkeit für den Grossteil der Menschen lösen.

 

Ein von der Grazer Vizebürgermeisterin (zuständig für Wohnen) Elke Kahr präsentierter Wohnungsbericht

liefert dazu Interessante Zahlen und Fakten, die durchaus auch für Wien Gültigkeit haben – eine entsprechende Studie für Wien gibt es leider nicht.

Laut diesem Wohnungsbericht steuert man dieser Entwicklung am „freien Markt“ am besten mit der Errichtung von Gemeindewohnungen entgegen. Diese sind nicht nur leistbar, sondern bieten durch ihre unbefristeten Mietverträge insbesondere Menschen mit niedrigeren Einkommen ein Gefühl der Sicherheit.

 

Gerade die Stadt Wien hat eine lange Tradition was den „Gemeindebau“ betrifft. Rund 220.000 derartiger Wohnungen wurden seit dem Jahr 1920 errichtet. Der Karl-Marx-Hof steht sinnbildlich für diese grossartige Leistung des „roten Wien“.

 

Die von der rot-grünen Stadtregierung gesetzten Prioritäten haben sich aber verschoben.

Nicht leistbarer Wohnraum für die Menschen in dieser Stadt ist nun oberste Prämisse, sondern der Bau von immer mehr und immer protzigeren Bürobauten.

 

Die Wiener Stadtplanung ging/geht doch davon aus, das jedes neue Projekt zum Prosperieren der Stadt beitrage.

Dass damit auch massive Leerstände produziert wurden, ist für die Kommunalpolitiker kein Problem.

Ist doch die mediale Präsenz bei Spatenstichen oder Eröffnungen von weiteren „Wahrzeichen“ in der Stadtsilhouette bei unseren Volksvertretern sehr beliebt.

 

Beispiele gefällig?

„Ab dem Jahr 2000 entwickelten die Wiener Stadtwerke als Grundeigentümer gemeinsam mit der Soravia Gruppe den künstlichen Standort auf einer Überplattung der U-Bahn – mit reichlich Architekturprominenz und gehörigem PR-Aufwand, aber wenig Sinn für finanzielle Transparenz und ebenso wenig Gespür für den Büromarkt. So lag das Bauvorhaben für 5000 Arbeitsplätze mangels Nachfrage jahrelang auf Eis – bis die Stadtregierung 2005 einsprang, um die politisch brisante Fehlinvestition des kommunalen Konzerns zu kaschieren – und zwar durch „Vermittlung“ künftiger Mieter wie dem Wiener Krankenanstaltenverbund, der Landessanitätsdirektion und mehreren Magistratsdienststellen.“

 

Auch die Investoren im Fall MGC konnten sich, nach ihrer Fehleinschätzung der Marktlage, auf das Rathaus verlassen, das als Zwischennutzer auftrat und vorübergehend einen Teil des Überangebots für eine Magistratsabteilung anmietete.

 

„Die Folge war und ist ein massives Brachfallen von älteren Büroobjekten, in deren Umfeld die Nahversorgung aus Handel, Dienstleistungen und Gastronomie unter der Abwanderung der Arbeitsbevölkerung leidet – und auf Kosten der umliegenden Wohnbevölkerung schwindet.“

Fehleinschätzungen, die die Stadtregierung durch die Recherche eigener Daten oder zumindest durch den nüchternen Vergleich des beschaulichen Wirtschaftswachstums mit der Unzahl neuer Bürobauten, die es seit den 90er Jahren genehmigt, auflösen hätte können.

 

Angesichts dieser Fakten muss die Frage nach dem Warum gestattet sein.

Ist es einfach nur Ignoranz gegenüber den Problemen der Menschen in dieser Stadt?

Ist es vielleicht die Grossmannssucht sich moderne Denkmäler zu schaffen?

Oder ist es vielleicht – wie das Beispiel Hetzgasse zeigt – auch die Profitmaximierung Einzelner?

 

Auch stellt sich die Frage, warum es seitens der Stadtregierung keine Studie gibt, die sich, ähnlich wie jene aus Graz, mit der Lösung der unübersehbaren Problematik am Wohnungssektor befasst?

 

Davon ausgehend, dass es akuten Bedarf an etwa 10.000 zusätzlichen Wohnungen jährlich gibt, sind die bis 2020 geplanten 4.000 Gemeindewohnungen nicht einmal der berühmte Tropfen auf dem heissen Stein.

 

Auch dazu ein paar interessante Zahlen:

Der durchschnittliche Wohnraum pro Person in Wien lag im Jahr 2001 bei 36 m2 und liegt derzeit bei 44 m2.

 

Die an die Wohnbauförderung gebundene Höchstgrenze für Errichtungskosten im Wohnbau liegt bei € 1.300,-

Dieser Betrag entspricht auch den realistischen Kosten für die Schaffung von neuem Wohnraum ohne die Berücksichtigung der Grundstücks- bzw. Nebenkosten (Planung usw.)

 

Eine kleine Rechnung:

 

Neubau 30 m2 pro Person für 10.000 Menschen

m2/schnitt 30,00
personen 10.000,00
m2/gesamt 300.000,00
kosten/m2 1.300,00
kosten/gesamt 390.000.000,00

 

oder Neubau von 5.000 Wohnungen

wohnugen 5.000
grösse/schnitt 75
m2/gesamt 375.000,00
kosten/m2 1.300,00
kosten/gesamt 487.500.000,00

 

Fakt ist, dass im Budget der Stadt Wien für das Jahr 2015 unter dem Punkt Wohnen (Wohnbauförderung und Althaussanierung) ordentliche Ausgaben in der höhe von € 550 Millionen zu Buche stehen.

Jetzt ist natürlich klar, dass die im Budget ausgewiesenen Beträge nicht 1:1 für den Bau von Gemeindewohnungen verwendet werden können.

Aber diese Zahlen zeigen, dass die notwendigen Finanzmittel nicht utopisch oder unrealistisch sind.

 

Eine Umorientierung in den politischen Präferenzen, Einsparungen bei diversen Verschwendungen (als exemplarisches Beispiel sei hier die übertriebene Parteienförderung, die Abschaffung von kompetenzlosen Politposten in Stadtregierung und Bezirken oder die unsägliche Inseratepolitik im Boulevard angeführt) und der Rückgriff auf die Lösungskompetenz des „roten Wien“ in Form einer modernen Wohnbauseuer könnten Ansätze zur Lösung der immer dringlicher werdenden „Zustände“ sein.

Allein – es scheitert offensichtlich an der Erkenntnis dieser Umstände und in weiterer Folge am politischen Willen sich dieses Problems anzunehmen.

 

Es muss ANDAS werden, damit es gut wird!

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