es gibt so tage, wo ma eigentlich nicht recht weiss, wie man mit den ereignissen angemessen umgehen soll. in der vergangenen woche war so eine situation.

es ging um eine suchaktion nach der abgängigen journalistin föderl-schmid und den verdacht eines suizids nach anhaltenden persönlichen angriffen wegen eines angeblichen plagiats.

der standard hat das in einer chronologie zusammengefasst.

der falter zieht die lehren aus diesen plagiatsvorwürfen.

ich verzichte darauf das besser zu wissen oder besser beurteilen zu können.

ich beschränk mich darauf heinrich böll zu zitieren. vor 50 jahren schrieb er, und treffender kann man das angesichts der entwicklungen speziell in den „sozialen“ medien nicht formulieren, in „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“:

„Die Gewalt von Worten kann manchmal schlimmer sein als die von Ohrfeigen und Pistolen“

am gleichen abend fand übrigens der

statt.
auf den hab ich auch verzichtet.
ein verzicht, der mir keine grosse anstrengung abverlangt hat.

eine opernball-loge kostet aktuell € 24.500,-
a gulasch und a seidl bier sind da um € 30,50 schon fast eine occasion.
die vielstündige übertragung im ORF gleicht einer variantenreichen werbesendung für die einführung einer millionärssteuer.
daran ändert auch der seit vorigem jahr eingehobene „Solidaritätsaufschlag“ in der höhe von 10 % auf eintritte und konsumationen nichts.

im gegenteil.

erstens zeigt dieser „aufschlag“, dass ein eventuell vorhandes schlechtes gewissen wegen der immer offensichtlicher werdenden schere zwischen denen die viel haben und denen die nix haben zumindest in ansätzen vorhanden ist, gleichzeitig man sich aber mit diesem geringen aufschlag davon „freikaufen“ möchte.
zweitens täuscht diese „almosenverteilung nach gutherrensart“ darüber hinweg, dass es die ureigentliche aufgabe der gesellschaft/des staates ist, für mehr sozialen ausgleich und gerechtigkeit zu sorgen.
mit den 24.500,- euro für eine loge muss einE mindestrenter*in zwei jahre lange seine/ihre gesamte existenz aufrechterhalten.

ihr seht, ich üb mich also im verzicht.
noch dazu, wo ja schon bald die fastenzeit anfängt.

ich folge damit der empfehlung der „renommierten psychologin und autorin“ christine hackl in der krone.

„Wenn man den Aspekt der Belastung wegnimmt, dann ist diese Zeit wirklich als Einladung zu verstehen, bewusste Kaufentscheidungen zu tätigen und bewusst wieder ans Leben heranzugehen, auch Lebensmittel bewusst einzukaufen und weniger zu verschwenden. 

was da verzapft wird, ist in so vieler hinsicht eine bodenlose gemeinheit, dass es mir fast die sprache verschlägt.

fast.

weil was euch nicht umbringt, macht euch nur härter – oder wie man heutzutag sagt: resilient

wir verzichten also drauf, dass ma die wohnung heizen, wenns draussen kalt ist.
kommt eh nimmer so oft vor wengan klimawandel warats – und wenns dann im sommer unerträglich heiss wird, samma eh schon hart genug vom verzichten und halten das locker aus.
wir verzichten auf strom und lesen die krone nur noch bei kerzenlicht. da fällt mir ein, dass ma aufs toilettenpapier auch verzichten können und die krone einer zweitverwertung zuführen können. das ist dann nachhaltig.
wir könnten auch gleich auf die wohnung überhaupt verzichten. es gibt eh an haufen brücken in wien unter denen man viel spass haben kann.
zum essen wird sich schon a bissl was finden. und wenn sich ned amal mehr da nehammer-burger ausgeht, verzicht ma überhaupt ganz drauf.
und wenn ma das alles so machen, verzicht ma auch auf medizinische behandlung und teure medikamente, dann werma ned so alt und brauchen auf die pension gar nimmer verzichten, weil mas eh ned erleben.

die gute frau weiss auch ganz genau, wen das betreffen wird:

Je abhängiger jemand von den politischen Entscheidungen ist, desto stärkere Auswirkungen hat dies auf jemanden. Also sprich, wenn ich angewiesen bin auf Sozialleistungen, also Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, sonstige Unterstützungen, dann hat es natürlich viel mehr Auswirkung auf mich.“

also ganz sicher nicht die oben beschriebenen besucher des opernballs.

und drum sag ich euch was
die sollen sich ihren verzicht sonstwo hinschieben und lieber dafür sorge tragen, dass menschen weder auf almosen angewiesen sind, noch dass sie verzichten müssen.

in diesem sinne:
bleibt´s gsund und losst´s eich nix gfoin!
passt´s auf eich auf und wehrt´s eich!

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