august 1969

 

nixon war us-präsident

der vietnamkrieg am höhepunkt

von Einer Wird Gewinnen wurde die letzte sendung ausgestrahlt

manson gab das sharon tate-massaker

spiel mir das lied vom tod erschien in den kinos

die mondlandung war noch immer tagesgespräch

der bürgermeister in wien hiess bruno marek

der bundeskanzler klaus

bruno kreisky war spö-vorsitzender

 

und ich war gerade einmal 13 jahre alt geworden.

viel mehr als der bundeskanzler interessierte mich, dass das „sperrsechserl

für hausmeister, wenn er in der nacht (zwischen 21.00 und 6.00 uhr) das haustor öffnen musste, auf 9 schilling erhöht wurde.

so verdiente ich mir mein taschengeld.

 

meine freizeit verbrachte ich die meiste zeit in einer flipperhalle im prater.

solange die freispiele reichten.

in der musicbox lief israelits und lady madonna.

und die wiener austria war regierender meister und der kögelberger torschützenkönig

 

mädels haben mich damals deutlich weniger interessiert als fussball.

und ich hatte noch ein jahr hauptschule und das unnötige poly (dass ich dann durch eine büroschule ersetzen durfte) vor mir.

ich hatte keine ahnung, was ich „einmal werden möchte“ und es war mir auch irgendwie egal.

wien war vielmehr ein provinznest als eine weltstadt.

der „summer of love“ hatte – jedenfalls für mich – in wien keine spuren hinterlassen.

 

aber da draussen in der weiten welt hat sich was getan.

easy-rider (juli 1969) und woodstock (august 1969)

ereignisse, die mit der damals üblichen zeitverzögerung auch irgendwann österreich erreichten und mich dann in meiner aufblühenden pubertät erwischten.

 

eine LP – meine erste waren „The Lords“ – kostete 160,- schilling.

kaufkraftberechnet wären das heute etwa 580,- schilling oder € 43,-.

ein packerl NIL hat 5,50 gekostet.

schilling!

 

und ich durfte im august 69 mit den „brigittenauer spatzen“ (ein chor der kinderfreunde-gruppe in der ich triangel spielte, weil zum singen hats nicht gereicht) 4 wochen nach belgien fahren.

inklusive einem 2 tagesausflug nach london.

mit der fähre von dünkirchen nach dover.

erstmals konnte ich den duft der grossen weiten welt einatmen.

als taschengeld für diesen ausflug hab ich damals 2 englische pfund mitbekommen – damaliger kurs: 72 schilling für einen pfund.

für mich ein vermögen.

und ich weiss noch ganz genau, den grossteil hab ich in eine sonnenbrille mit dem john-lennon-style investiert. hut hab ich keinen gekauft.

 

diese vier wochen haben bei mir noch zwei weitere einschneidende erlebnisse hinterlassen.

erstmals in meinem leben hab ich pommes gegessen.

da war ich dann eine zeitlang richtiggehend süchtig danach.

pommes zu allem!

oder nur pommes!

egal hauptsache pommes!

 

und zweitens wurde ich zu einer richtiggehend demoralisierenden strafe verdonnert.

ich musste 1000 mal (!) schreiben:

ich darf meinen zimmergenossen nicht an der zentralheizung anbinden.

und es hat gewirkt. ich habe nie wieder irgendjemanden an einer zentralheizung angebunden.

 

und wenn mich jemand fragte: wie alt bist du denn? konnte ich mit stolz sagen: ich werd vierzehn.

ich wurde zum mann.

es begann eine aufregende zeit.

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