heut muss ich euch mit einer traurigen wahrheit konfrontieren.

wobei für euch diese wahrheit ja wahrscheinlich überhaupt nicht traurig ist.

überraschend vielleicht.

ja vielleicht sogar erheiternd.

traurig ist das nur für mich.

weil das ja eine wahrheit ist, die mich betrifft.

 

stellts euch vor, ich hab mich dabei erwischt, wie ich sonderbar werde.

mir ist durchaus bewusst, dass es da einige leute gibt, die jetzt feststellen werden, dass das keine neuigkeit ist und die mich schon seit langer zeit für ein bisserl sonderbar halten (wie auch sollte man sonst jemanden bezeichnen, der regelmässig und ungefragt seine lebensweisheiten von sich gibt). selber hab ich mich aber bisher für eigentlich ganz normal gehalten.

 

aber unlängst hatte ich ein temporäres fenster geistiger klarheit.

und da wurde mir bewusst, dass ich jetzt aufpassen muss, dass ich nicht sonderbar werde.

in gewissen ansätzen hab ich so gewisse eigenartigkeiten bei mir ja auch schon früher erkannt, dies aber durchaus für nichts aussergewöhnliches gehalten.

 

z.b. meine manie beim schuheputzen.

ich kenn ja ausser mir überhaupt niemanden mehr, der seine schuhe so richtig putzt.

ich mein so richtig!

natürlich haben die meisten menschen mit denen ich persönlich umgang pflege geputzte schuhe. aber die machen sich das einfach. also die verwenden das ganze neumodische schuhpflegezeug. sprays usw.

aber das gilt irgendwie nicht als schuheputzen.

ich dagegen verwende für meine schuhe nur so eine richtige altmodische paste. ich fang gar nicht davon zum reden an, dass in schuhe schuhstrecker reingehören. und zwar immer – ausser man hat grad seine füsse drin – auch und vor allem unmittelbar nach dem tragen. und zwar welche aus holz und nicht aus kunststoff, weil die holzenen die feuchtigkeit absorbieren. und das ist notwendig, auch wenn man keine schweissfüsse hat.

aber das allein reicht noch nicht.

so ein schuh, der was auf sich hält, gehört dann auch ganz sorgsam mit einem weichen, reinen tuch (auch putzfetzen genannt) mit einer der schuhfarbe angepassten paste eingelassen. mit langsamen kreisrunden bewegungen muss der, sich beim tragen, auf der schuhoberfläche angesammelte schmutz, immer unter verwendung von sauberen stellen auf dem putzfetzen, sorgsam entfernt werden.

danach muss ein längerer zeitraum vergehen um dem fett in der paste gelegenheit zu geben in das leder zu ziehen. erst danach darf der schuh mit einem ebenfalls weichen, sauberen fetzen

auf glanz gebracht werden. und erst dann wird so ein schuh wieder an seinem dafür vorgesehen aufbewahrungsplatz verstaut.

aber, wie gesagt, eine derartige tätigkeit hab ich bisher eigentlich nicht für sonderbar, sondern für ganz normal gehalten.

vielleicht für ein bisserl exzentrisch. oder skurill. oder schrullig.

aber doch im bereich des normalen.

 

aber dann.

meine beiden, mir in treue ergebenen hundsviecher, sind ja nicht nur hunds-, sondern auch drecksviecher. die verlieren und verstreuen eine menge haare in meiner wohnung. und die sabbern und schlatzen auch ganz ungeniert boden, wände und türen voll.

kurz und gut, die zwei haben ein megatalent meine wohnung in einen saustall zu verwandeln.

und ich bin dadurch gezwungen meinen lebensraum in relativ kurzen abständen durch einen erheblichen aufwand an zeit und arbeit wieder menschenwürdig zu gestalten.

ich putz also bei mir zuhaus hinter meinen hunden her.

eine tätigkeit die mir nahezu körperliches unwohlsein bereitet.

eine tätigkeit, die ich unter phantasievoller erfindung von immer wieder neuen ausreden so lange als nur möglich vor mir her schiebe.

eine tätigkeit, die am letzten wochenende trotz aller ausreden unbedingt notwendig war.

also hab ich wohnung geputzt.

türstöcke gewaschen, den boden gesaugt und aufgewischt. den staub (und den sabber) von regalen, polstermöbel und fernseher entfernt. und bei der gelegenheit hab ich natürlich auch gleich die küche, das bad und mein häusl (das wird zwar nicht von meinen hunden verunreinigt, aber so ein unreines örtchen ist mir persönlich sehr z´wider und das tät ich auch ohne notwendigkeit der hunde ordentlichst reinigen) einer eingehenden reinigung unterzogen.

die details will ich euch hier ersparen. die kennen die meisten von euch – da ja auch viele frauen unter den lesern sind – ohnehin.

 

das alles wär ja noch nicht sonderbar. ganz im gegenteil.

aber dann.

dann sitz ich so nach dem putzen auf der couch, die füsse ausgestreckt, hab eine von meine lieblings-cds laufen, rauch eine verdiente smart und schau so in die nun wieder saubere gegend.

und wie ich da so sitz und rauch und schau, überkommt mich ein tiefes gefühl der befriedigung.

ich habe meine wohnung geputzt!

und das find ich sonderbar.

nicht, dass ich die wohnung geputzt hab.

dass mich das befriedigt.

eine tätigkeit, die ohne jeglichen geistigen aufwand betrieben wird. die stupide und mühsam ist. die zu den in unserer gesellschaft minderwertigsten überhaupt zählt (denkts einmal an den sozialen status einer häuslfrau!) und im normalfall minderbelohnt wird.

und ich sitz dann da und denk mir, was ich nicht für ein held bin.

ist das nicht im höchsten masse sonderbar?

da geht nix mehr mit schrullig, skurill oder exzentrisch.

ich fürcht, das könnt auch mit meinem bereits fortgeschrittenen alter zu tun haben. so leichte ansätze von senilität könnten zu so einem ergebnis führen. vielleicht sind das ja die ersten ansätze eines eigenbrötlerischen alten grantscherms der in mir schlummert.

demnächst werd ich vielleicht nur so zum spass fensterputzen!

wohin wird das noch führen?

fang ich vielleicht sogar noch an handtücher und unterhosen zu bügeln?

hat der churchill vielleicht doch unrecht?

ist nicht essen, sondern putzen der sex der alten männer?

und könnt ich mir da nicht was anderes einfallen lassen?

briefmarken sammeln zum beispiel?

oder golf spielen!

 

alles in allem eine entwicklung, die ich als höchst sonderbar und bedenkenswert erachte. ich hoff, diesbezüglich nicht therapeutische hilfe in anspruch nehmen zu müssen, damit aus mir nicht statt eines stadtneurotikers ein putzneurotiker wird.

 

übrigens hab ich auch angefangen am kochen eine gewisse erfreuung zu finden.

alles in allem auch eine bedenkliche entwicklung.

sollt mir nochwas in dieser richtung auffallen, werd ich euch das auch mitteilen.

 

p.s.: es hat keinen sinn, mir geld oder anderes anzubieten um meine diesbezüglichen dienste in anspruch zu nehmen. mir reichts, wenn ich bei mir daheim putzen muss. ich komm auch keinesfalls nacktputzen!

und aus!

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